Landesweite Kunstschau

Zum Thema

Die 30. Landesweite Kunstschau steht unter der Devise RESPICE FINEM (Bedenke das Ende), die Hans Caspar von Bothmer (1656–1732), der Bauherr von Schloss Bothmer, in seinem Wappen als Lebensmotto verankerte, und schlägt mit dem Zusatz play, stop, rewind eine Brücke in die Gegenwart. Der antike, über das Mittelalter und den Barock bis in die Gegenwart getragene Zusatz „Was du auch tust, handle klug und bedenke das Ende“ als Bothmer’sches Leitmotiv ist gerade heute in Zeiten globaler Umbrüche ein philosophisch bedeutender Grundgedanke von hoher Komplexität und aktueller Brisanz.

50 Künstler*innen aus Mecklenburg-Vorpommern und England loten mit ihren aktuellen Arbeiten verschiedenste Aspekte der Thematik aus, die sowohl philosophische Fragestellungen von (Über-)Leben und Tod, Endlichkeit und ewigem Leben als auch alltägliche Herausforderungen im Umgang mit der Natur berühren.

Das Spektrum reicht von der Verarbeitung der existenziellen Widersprüche von Mensch und Umwelt, Naturzerstörung und Erhaltung der Umwelt über neue Interpretationen des barocken Vanitasgedankens, dem Verarbeiten von Erinnerung und den individuellen Erfahrungen von Zeit bis hin zur Infragestellung von Fortschrittsglauben und moralischem Handeln. Angesichts globaler Bedrohung der Natur, Artensterben und Gletscherschmelze setzen sich einige Arbeiten kritisch mit der Erderwärmung, dem Ansteigen des Meeresspiegels sowie dem Insektensterben auseinander, andere zeigen besonders durch ihre Materialwahl ästhetisch bestechende Nachhaltigkeitskonzepte auf. Hierbei finden wissenschaftliche Experimente, Visionen und Theorien Eingang in die Werke, der historische Ort und die Person des Bauherren, aber auch derzeitige politische Entwicklungen des Auseinanderdriftens von Systemen.

Die Pluralität der künstlerischen Blickpunkte soll die Besucher anregen, im Dialog mit den einzelnen Positionen ihr Verhältnis zwischen Natur und Kultur zu reflektieren und in eine bewusste Beziehung zum persönlichen Lebensraum zu setzen.

Präsentiert wird eine vielstimmige Bandbreite an Bildsprachen, Inhalten und künstlerischen Ausdrucksformen. Sie reicht von Malerei, Grafik, Skulptur über Fotografie und Video bis hin zu performativen und ortsbezogenen Installationen in der Natur des Schlossparkes.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit zahlreichen Abbildungen und Statements der Künstler*innen (deutsch/englisch).

Rahmenprogramm

22.08.2020, 14 Uhr: Open-Air-Eröffnung im Ehrenhof, Schloss Bothmer (Eintritt frei)

Begrüßung durch Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Pirko Kristin Zinnow, Direktorin der Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen, Anne Hille, 1. Vorsitzende des Künstlerbundes Mecklenburg und Vorpommern e.V. im BBK

Einführung in die Ausstellung durch Petra Schröck, Kuratorin der Ausstellung

Live-Performance von YUKIHIRO IKUTANI, zeitgenössischer Tanz von ICHI GO und elektronische Live-Musik von FUMIHIRO ONO aus Berlin

28.08.2020, 18:30 Uhr: Lesung, Ostflügel (dt./engl., Eintritt frei)

TO BE OR NOT … Erlesene Apokalypsen. Ernste und heitere Texte vom Anfang bis (zum Welt-)Ende

Anmeldung über info@kuenstlerbund-mv.org (Teilnehmerzahl: bis 60 Personen)

Lyrik und Texte von: Dylan Thomas, Jakob van Hoddis, William Blake, Mary Shelley, Richard Huelsenbeck, Kurt Schwitters, H.C. Artmann, Alfred Lichtenstein, Georg Trakl, Else Lasker-Schüler, Lord Byron, Jura Soyfer, Willi van Hengel u.a.

Es lesen Jesse Garon (Berlin) und Jason Couch (Wales/Hamburg) in deutscher und englischer Sprache. (bei Schlechtwetter im östlichen Pferdestall)

Das Ausstellungsmotto RESPICE FINEM inspirierte zu einer Lesung aus apokalyptischen Szenarien, verschlüsselten Botschaften und poetischen Endzeiterwartungen zwischen Hoffnung und düsteren Prophezeiungen. Ob im Barock, im Expressionismus oder in der Gegenwart – eines haben alle Texte gemeinsam: Der Weltuntergang kam (noch) nicht – und war er noch so genau berechnet worden.

11.09.2020, 15 Uhr: Ausstellungsrundgang RESPICE FINEM mit Kuratorin Petra Schröck

02.10.2020, 15-18 Uhr: Botanik-Safari mit Jürgen Feder (Eintritt frei)

Jürgen Feder ist der wohl bekannteste Pflanzenkenner Deutschlands und seine Leidenschaft für die Botanik ist ansteckend. Der Extrembotaniker schafft es wie kein anderer, Menschen für wilde Pflanzen und vermeintliches Unkraut zu begeistern. Als Pflanzenretter kümmert sich der gelernte Gärtner um die vom Aussterben bedrohten Arten, die er in einer ideellen Arche Noah schützt. Die Botanik-Safari vermittelt den Teilnehmer*innen in unterhaltsamer und lehrreicher Form Aufklärung zu Flora und Fauna des Bothmerschen Schlossparkes.

11.10.2020, 15-18 Uhr: Finissage (Eintritt frei)

Programm

Ab 15 Uhr: Künstler*innen-Kurzführungen RESPICE FINEM (die Künstler*innen sind anwesend)

• 16 Uhr: Künstler*innen-Kurzführung mit Daniela Melzig
• 17 Uhr: Künstler*innen-Kurzführung Christine de Boom

15 Uhr: Live-Spinn-Performance von Monika Ortmann

15:30 Uhr: Lyrik-Performance am Teich von Sven Armin Domann, Schlosspark

16 – 17:30 Uhr: Podiumsgespräch Die Kunst und das Virus. Über die Folgen und Chancen der Corona-Krise, Ostflügel

mit Susanne Gabler (Bildende Künstlerin), Kristine Hamann (Galerie Kristine Hamann, Wismar), Anna Silberstein (artquarium - Produzentengalerie, Bildende Künstlerin), Udo Rathke (Bildender Künstler, Kurator, Künstlerhaus Plüschow), Annette Stüsser-Simpson (Bildende Künstlerin)

Moderation: Petra Schröck (Kuratorin RESPICE FINEM, Künstlerische Leiterin BrotfabrikGalerie)

Ein Virus vermag unser öffentliches Leben lahmzulegen mit unabsehbaren Folgen für den Kulturbetrieb. Die Corona-Krise führt die Fragilität der vom Menschen erdachten Ordnung deutlich vor Augen. Künstler*innen sind in ihrer Existenz noch mehr bedroht als zuvor. Welche Auswirkungen, aber auch Chancen birgt die derzeitige Situation für die bildende Kunst?

(Teilnehmerbegrenzung, Sitzplatzreservierung für das Podiumsgespräch über info@kuenstlerbund-mv.org)

Bildnachweise

Alison Dalwood, Chevin, 2019, Öl auf Leinwand, 167 x 137 cm, Foto: Alison Dalwood

Christine de Boom, Erschütterung der Sinne, 2019, Fotografien auf MDF-Block, je 15 x 15 cm, Foto: Christine de Boom

Eckard Labs, Stehversuch, 2019, 52 x 30 cm, Foto: Vincent Leifer

Monika Ortmann, Chain Code, 1974-2020, Rauminstallation, Rasterzellen aus Shifu, Maße variabel, Foto: Monika Ortmann

Andre van Uehm, play/stop/rewind, 2020, Fotografie, Pigmentdruck auf Baumwollpapier, 50 x 40 cm, Foto: Andre van Uehm

Henry Walinda, In meinem Spiegel, 2020, Mischtechnik auf Leinwand, 40 x 30 cm, Foto: Henry Walinda